The Adventures Of Ciko

The Adventures Of Ciko


J.O. Simon - The Adventures Of Ciko

Mit dem Slowbeat-Titel Cold Wind Blowin' eröffnet das neue Album einen stilistischen Reigen von Rocksongs. Einem etwas verdrehten Funk Rock (Get Off The Bus) folgt ein Walzer, der passend zum Text immer wieder den Übergang zum Rock und zurück vollzieht (Twisted And Confused), um schließlich beim Slow Rock zu landen. Es folgt ein Shuffle (You're So Cute) und ein Rock'n'Roll, der ein wenig Anleihen bei Keith Richards von den Rolling Stones aufgenommen hat (I'm Through With You). Ein nicht so bekannter lateinamerikanischer Rhythmus namens Bajon liegt dem Song Without You zugrunde, dem ein ruhiger akustischer Song folgt, zwei gezupfte klassische Gitarren und ein Kontrabass begleiten den Sänger, der mit sich selbst im Duett singt (Don't Know Where To Go). Noch einmal erklingt ein verdrehter Funk Rock mit dem Titel This Dying Light, in dessen Mittelteil ein hendrixmäßiges Gitarrensolo zu hören ist; und noch einmal ein Walzer (The Evil Waltz), zu dessen Text mich Robert Altmans Film "Nashville" inspiriert hat; das längere Gitarrensolo, mit dem der böse Walzer ausklingt, zitiert Frank Zappas "Let's Move To Baltimore".

Klingt Inescapably, ein Slow Rock worin der Sänger von Schlagzeug, Bassgitarre, Piano, 12saitiger Gitarre und Mellotron begleitet wird, etwa nach John Lennon? - Ein aus Beatles-Zeiten bekannter Mercey-Beat hat sich ebenfalls auf das Album verirrt, wird aber mitten im Song (It's Stormy Weather) von einem Reggae abgelöst und der Reggae wiederum von einem Samba-Rhythmus. Im Text dieses Songs wird übrigens das schmutzige kleine Geheimnis ("The Dirty Little Secret") wieder aufgegriffen, das uns schon auf dem Album "Studies And Other Perversions" beschäftigte. Bevor der Titelsong erklingt, treibt ein mit einer Gibson Les Paul gespieltes und von Orgel und einem düsteren Mellotronchor begleitetes und immer wieder von verzerrten Gitarrenakkorden durchzogenes Arpeggio einen Slow Rock (Leave Me Alone) voran.

The Adventures Of Ciko ist eine Fantasy-Geschichte, die aber kaum über einen ordentlichen Anfang hinauskommt. Dafür hat der über 16 Minuten dauernde Song aber musikalisch einiges zu bieten:

Zunächst erklingt eine dem Album "Led Zeppelin II" entsprungene Orgel, der sich eine Sitar zugesellt, wobei ein Stilmittel verwendet wird, das auch Led Zeppelin benutzen, das Originalsignal und sein Echo, hier das eine auf dem linken, das andere auf dem rechten Kanal, sind einfach vertauscht. Orgel und Sitar ("Raga" aus dem VG-88) werden nach ein paar Takten von einem Danelectro Longhorn-Bass unterstützt.

Dann setzt ein FM-Synthesizer mit einem von J.M. Jarre geliehenen Sweepsound ein und kündet den von akustischer Gitarre begleiteten Gesang an: "Listen to me, the old man said, listen to me..." Als dann Sibylle "Aua" ruft, setzt das Schlagzeug mit dem bereits vom Album "Like A Muppet In Your Hand" (MFB-501) bekannten Rhythmus "Heavy Rock 1" ein - "This is the story of Ciko." Synthesizer, Schlagzeug und Bass spielen den Style "Safari" der Yamaha Music Station PSS-480, unterlegt zunächst noch vom J.M. Jarre-Sound und dann von sogenannten Groove-Shadows.

Talking Drums (Patch von Fairlab Soundware auf dem Roland XV-5050 gibt es kostenlos im Internet) übernehmen gemeinsam mit der Fricke MFB-501 den Rhythmus, und eine von Samples ("Recorder" aus dem Roland XV-5050) gedoppelte Hopf Blockflöte erinnert an "the good, the bad and the ugly". Eine kurze Blockflötenmelodie leitet über zum Hauptteil ("Once upon a time there was a little boy..."), in dem die Geschichte von Ciko gesungen wird, die Gesangsstimme wird auf einem Kanal von einer künstlichen Frau gesungen (hierbei half das Effektgerät Boss VF-1). Die Begleitung wird dominiert vom Piano.

Als von Cikos angeblichem Vater gesungen wird, der ein Holzfäller sei, hört man im Hintergrund eine nicht ganz zum Fantasygenre passende Motorsäge und anschließend den fallenden Baum. Nach einer Weile öffnet der Mann mit der Entenmaske, der im übrigen auch das Album-Cover ziert, die Tür (unüberhörbar das Knarren). Er tritt ein und redet - eine Radiostimme singt: "This is the duck mask man talking". Auch hier wird die zweite Stimme verfremdet, die Formanten werden so verschoben, dass sie sich ein wenig nach Donald Duck anhört. Cikos Part wiederum wird von besagter Frauenstimme gesungen.

Als der Entenmaskenmann Ciko eröffnet "You are a prince of a realm in the south" wird die Gesangsmelodie von einer angezerrten Gibson Les Paul Gitarre unterstützt, die jetzt mit Wahwah einen Soloauftritt über einem Blues-Vamp (fast den gleichen übrigens wie in "The Fish In My Bathroom" auf dem Album "Little Lies For Everyone") hat, der sich nicht ganz für eine Tonart entschieden hat. So wechselt er ständig zwischen F-Dur und D-Moll. Das zappaeske Gitarrensolo wird an manchen Stellen von einem Synthesizer (Native Instruments FM7, der Sound heißt "CS-Poly") gedoppelt, an anderen wird er durch Unisono-Kaskaden von Marimba, Bass, Piano und Schlagzeug unterbrochen.

Nach dem Gitarrensolo wird die Geschichte von Ciko sowohl inhaltlich als auch von der Begleitung wieder aufgenommen, bis zur Stelle an der gesungen wird: "Outside in the morning dew two wild black horses were waiting." Man hört die Pferde schnauben und eine Piano-Marimba-Kaskade leitet zu einem weiteren, kurzen Solo über, das von FM7-Synthesizer und Les Paul unisono gespielt wird.

In Erinnerung an den Song "Don't Know Where To Go" wird Cikos Geschichte im Slow Rock fortgesponnen.

Es folgt ein mehr experimenteller Elektronikmusik-Teil, der zunächst von artifiziellen Zikaden begleitet wird - es heißt ja "...so hot, it makes you wanna die...". Diese artifiziellen Zikaden kann man auf den Wochenmärkten in der Provence erstehen, nur nebenbei: diese stammen aus Bedoin, das in der Nähe des Mont Ventoux liegt und Fans der Tour de France sicherlich bekannt ist. Die elektronische Musik wurde vollständig auf einem Korg Karma Synthesizer eingespielt, wo man an vielen kleinen Knöpfen drehen kann. Wenn man zu sehr den Knopf "Resonance" aufdreht, fängt der gesamte Klang an zu pfeifen, was aber ganz interessante Wirkungen hat, wie man hier hören kann.

Eine weitere Piano-Marimba-Kaskade leitet über zum nächsten Teil - die Radiostimme ertönt wieder ("This is the duck mask man talking") und der Entenmaskenmann erzählt Ciko, dass eine Prinzessin auf ihn wartet mit langem blonden Haar und goldenen Ohrringen. "She's such a good looking girl", betont er, unterstützt vom FM7-Synthesizer. Zum Schluss ertönt J.M. Jarres Klang gemeinsam mit den artifiziellen Zikaden.

Ihr müsst halt mal selbst reinhören...

Reviews

Am 25.3.2006 ist der Song "The Adventures Of Ciko" auf Platz 1 der MyOwnMusik Progressive Charts.

"J.O. I simply had to personally convey my thoughts regarding your absolutely wonderful work of... The Adventures of Ciko...
You are an incredible composer my friend!
You are very precise, very analytical to your intracies.
I loved this piece!
You stand alone, and that's about the best thing I could say to you! You are a true master of your craft which you have always exemplified with such agility.
The pleasure is always mine J.O.
Respect
Mike" (Mike Milillo)

"... Man wird wirklich mit auf eine Reise genommen und erlebt viele verschiedene musikalische Abenteuer! Einfach Augen schließen und schon ist man weit weg. An Orten, die man eigentlich nie wieder verlassen möchte! ..." (Begg, MyOwnMusic)

"... Ich denke, unter allen deutschen Indie-Produktionen, die derzeit überhaupt im Netz präsentiert werden, ist dieses epische Stück sicherlich herausragend. Höchstbewertungen für Kreativität und Performance, für den Mix und die Geschichte.
Ein ambitioniertes Stück ist dieses, Verbeugung vor dem guten alten Prog Rock in gekonnter Manier, mit viel Spielfreude und Spass am nachträglichen Frickeln entstanden." (Syngularity, MyOwnMusic)

"Meinen tiefen Respekt für dieses großartige Werk..." (marquette, MyOwnMusic)


© 2004 U. Simon